Langer Nachmittag der Medizin
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Langer Nachmittag der Medizin
und Pflege: Feiern Sie mit!

Virtuelle Ausstellung zum Thema Dankbarkeit

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Herzlich willkommen!

Im Jahr 2020 hat Christiane Lehmann mit unseren BewohnerInnen gesprochen und sie gefragt, wofür sie in ihrem Leben dankbar sind. Hier sehen Sie, was dabei herauskam!

In unserer virtuellen Ausstellung finden Sie zunächst ein Video zur Einführung. Dann folgt die Möglichkeit, die Ausstellung anzuhören. Wenn Sie weiter nach unten scrollen, können Sie sich die Fotos und Text anschauen und selbst lesen. Am Ende der Seite finden Sie mehr Hintergrundinfos zur Aktion und eine Anregung zum Nachmachen.

Begrüßung durch Frau Weigand: Was steckt hinter dieser Aktion?

Hier können Sie die Texte der Ausstellung anhören. Klicken Sie dafür einfach auf den gelben Play-Button!

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„Wer stets sein Gemüt und sein Gefühl pflegt,
spürt eine große Zufriedenheit im Leben.
Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk.“

Elfriede Lutz, 73 Jahre, Erzieherin und Kindergartenleiterin

Kann man eine gute Seele auf den ersten Blick erkennen?
Elfriede Lutz sitzt am Mittagstisch und alle warten darauf, dass sie das Tischgebet spricht. Sie faltet die Hände und strahlend beginnt sie Gott für die guten Gaben zu danken. Nach dem Amen singt sie noch voller Inbrunst eine Strophe des Gebets - eine Zugabe tief aus ihrem Inneren. Es ist ihre gute Beziehung zum „lieben Gott“, wie sie sagt, die sie ihr Leben lang stark und zufrieden hat sein lassen. Die Gabe, aus dem Herzen heraus mit viel Empathie Menschen zu begegnen, nennt sie ihr großes Glück. Dafür dankt sie dem Himmel. Gebete geben ihr Sicherheit, Mut und Kraft. Ihr Leben lang widmete sie sich den Kindern. Als Erzieherin und Kindergartenleiterin in Buttenheim hat sie ihre Werte tausendfach weitergegeben. Gemaßregelt wurde bei ihr nicht. Sie suchte stets das Gespräch. „Ich habe viel Anerkennung zurück bekommen - von den Kindern und den Eltern. Geschenke wollte ich nie haben. Ein Lächeln und ein Dankeschön haben mir immer gereicht.“ Die 73-Jährige sprüht vor Begeisterung, wenn sie von ihrem Beruf spricht. „Den schönsten, den es gibt!“, sagt sie voller Dankbarkeit.

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„Die Stimme meiner Mutter ist die beste Medizin. Für dieses enge Band zwischen ihr und mir bin ich so sehr dankbar.“
Ulrike Zeh, 59 Jahre, Kauffrau

Große Gefühle konnte ihre Mutter nie zeigen. Doch wenn Ulrike ihr einen Kuss auf die Wange geben durfte, war das „das allerschönste Gefühl“. Bis heute spürt Ulrike Zeh diese enge Verbundenheit, die den körperlichen Kontakt nicht braucht. Dieses Band, das die 59-Jährige in schwierigsten Situationen ihr Leben lang gehalten hat und noch immer hält. Auch, wenn die Mutter mittlerweile an Demenz erkrankt und in einem anderen Pflegeheim untergebracht ist, telefonieren die beiden, so oft es geht. „Ihre Stimme ist die beste Medizin für mich!“ Mehrmals in der Woche schreibt ihr Ulrike Zeh eine Postkarte. Die Mutter soll doch wissen, wie es ihrem „Utzele“ geht. Über alles reden zu können, sich stets verstanden und geborgen zu fühlen, ohne Wenn und Aber - dafür empfindet Ulrike Zeh eine große Dankbarkeit. Für die Tränen, die sie beim Erzählen weinen muss, schämt sie sich nicht.

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„Meine Mutter hat alles für ihr Bubala gemacht.
Ich bin ihr so dankbar dafür.“

Helmut Sammet, 83 Jahre, Bauleiter

Er war sechs Jahre alt, als die Scharlach-Epedemie ausbrach. Helmut erkrankte schwer. Da es keine Medizin gab, verschlechterte sich sein Zustand. Eine Nierenentzündung kam hinzu. Er erinnert sich noch gut, dass er zusammen mit seiner Mutter im Krankenhaus, einem ehemaligen KZ-Außenlager, hinter vergitterten Fenstern im Bett lag und versalzenes „Bayrisch‘ Kraut“ essen musste - alles andere als gut für die Nieren. Seine Mutter entschied, ihn daheim gesund zu pflegen. Sein Hausarzt verordnete, dass er zunächst nichts mehr trinken durfte. Dieser ungestillte Durst ist dem 83-Jährigen heute noch präsent. Aber eben auch der Teelöffel, mit dem Birnensaft aus den Einmachgläsern im Keller, den ihm seine Mutter täglich verabreichte. Bis er schließlich wieder gesund geworden ist und zu einem stattlichen Mann heranwuchs. „Meine Mutter hat alles für ihr Bubala gemacht“, erzählt er mit großer Dankbarkeit in der Stimme. Sie sei „unheimlich gut“ zu ihm gewesen. Helmut Sammet weiß, dass er ihr Lieblingsmensch war. Sie hat es ihn spüren lassen. Zeitlebens.

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„Wenn ich mein Tomatensugo gekocht habe, und der Duft durch mein Zimmer zieht, bin ich dankbar.“
Dietz Fritsche, 67 Jahre, Kaufmann

„Man nehme frische Tomaten, Thunfisch, Kapern, Oliven, köchelt alles schön langsam ein, bis es sämig ist. Gute Nudeln dazu und frisch geriebenen Parmesan darüber.“ Das Tomatensugo von Dietz Fritsche macht glücklich - und dankbar, wie er sagt. Sich jeden Tag ein gutes Essen selbst zuzubereiten, das ist ihm wichtig. Der 67-Jährige ist seit einem Jahr auf den Rollstuhl angewiesen. Er hadert nicht. Kann gut abschließen mit Lebensabschnitten. „Ich habe mich nicht unterkiegen lassen. Meinen Humor und meine freche Klappe habe ich behalten.“ Er grinst und zieht an seiner Zigarette. Dankbar ist der Mann, der in Deutschlands Metropolen gelebt hat, aber auch in Rothenburg ob der Tauber, Ansbach und Bamberg, für seine Kinder. Dass er ihnen vermitteln konnte, dass sich alles regeln lässt, wenn man miteinander redet, macht ihn stolz. Er ist an der Welt interessiert. Seine Zeit verbringt er viel am Computer, nutzt Instagram - und Alexa, die ihn unterhält. Die Bücher sind es, die seinen Kopf fit halten. „Das einzige, was noch gut funktioniert!“ Wieder lacht er. Und dann fällt ihm der Espresso ein. Der erste am Tag, den er so genießt. „Also“, meint er, „richtig dankbar bin ich, wenn morgens meine Espresso-Maschine funktioniert.“

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„Ein Dankeschön,
das ich bekomme,
weil ich etwas
Gutes getan habe,
ist mir eine innere Genugtuung.“

Maria Dormann, 83 Jahre, Schneiderin

Maria Dormann ist eine Schwärmerin. Mit leuchtenden Augen erzählt sie von ihrer Kindheit, die sie im Kreis einer großen Familie verbringen durfte. „Das war herrlich“, erinnert sie sich voller Dankbarkeit. Denn selbstverständlich war das nicht. Ihre Mutter starb, als sie zehn Jahre alt war. Ihr Onkel nahm sie auf und lehrte ihr Disziplin und Ordnung. Werte, die die 83-Jährige noch heute zu schätzen weiß. Denn der Onkel hatte auch ein großes Herz. Er war streng, aber sanftmütig. Und vor allem war er ein Mann der Tat. Als die kleine Maria bei einem Unfall ihre Fingerkuppe verlor, sammelte er diese ein, setzte Maria auf sein Sachs-Motorrad und fuhr mit ihr ins kilometerweit entfernte Krankenhaus, wo die Kuppe wieder angenäht wurde. Stolz zeigt die alte Dame ihre Hand. „Dafür bin ich ihm noch heute dankbar!“

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„Ich habe viel Schlimmes erlebt, aber ich bin dankbar, mit dem Leben davon gekommen zu sein.“
Helga von Hirscheyd, 89 Jahre

Innerhalb von einer Stunde musste Helga mit ihrer Familie ihre Wohnung im Sudentenland verlassen. Die Mutter zog es nach Westen. „Zu den Feinden gehen wir nicht!“, sagte sie bestimmt. Der Vater war in russischer Gefangenschaft gestorben. Drei Wochen lang war die Familie unterwegs - zunächst im Viehwagen Richtung Dresden, dann ging es zu Fuß weiter. Ziel war Bamberg. „Hier ist es schön, hier bleiben wir!“ Ausgehungert, aber mit dem Leben davon gekommen, begann ein neues Leben. Helga kam zu den „Englischen Fräuleins“ in die Schule und dank der Quäkerspeisung ging es langsam aufwärts. „Es gab Erbsensuppe und Porridge, uns hat‘s g‘schmeckt“, sagt die heute 89-Jährige. Trotz der schlechten Zeiten hatte sie Spaß, erinnert sie sich und erzählt mit Freuden Episoden aus ihrem erfüllten Leben. Voller Stolz blättert sie durch den Kalender mit ihren drei Urenkeln.

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„Wenn man mal die Augen richtig aufmacht und sieht,
was man alles geschenkt bekommt,
ist man sehr dankbar.“

Maria Christina Reiher, 76 Jahre

Es ist eine kleine Begebenheit, die Maria Christina Reiher spontan zum Thema Dankbarkeit einfällt. Doch für die 76-Jährige sind es eben auch die kleinen Dinge, die ihren Alltag so bereichern: Sie lag wegen einer Hüftoperation wochenlang im Klinikum, konnte sich kaum bewegen, ihre Muskeln hatten sich abgebaut. „Und das Schlimmste, ich konnte wochenlang meine Haare nicht waschen!“ Da kam eine junge, ausländische Schwester mit einem mobilen Waschbecken ins Zimmer. „Es war eine Wohltat, wie sie mir die Haare wusch, den Kopf nach hinten gelehnt“, erinnert sich Maria Reiher. „Allein schon, dass sie die Idee hatte und meine Not gesehen hat, hat mich froh gemacht“, sagt sie. Das Gute zu erkennen und zu sehen, was einem alles geschenkt wird, das bringe große Zufriedenheit und Glück ins Leben. Ob die Freundlichkeit der ausländischen Arbeitskräfte, ihre Freundin Elli, die sie seit 73 Jahren so nennt, oder die Tatsache, dass sie nach vielen schweren Krankheiten immer wieder gesund geworden ist, zaubern ihr ein Lächeln ins Gesicht. Ein kleines Ritual möchte sie uns noch mit auf den Weg geben:„Stecke fünf Dominosteine am Morgen in deine linke Hosentasche. Und immer, wenn du für etwas dankbar bist, nimm einen und stecke ihn in die rechte Seite. Am Ende des Tages wirst du überrascht sein!“

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„Ich hab meinen Mann so geliebt. Er war mein Ein und Alles. Ich bin so dankbar, dass er sterben durfte.“
Veronika Tilmann, 75 Jahre, Arzthelferin

52 Jahre war Veronika Tilmann verheiratet. Ihr Mann Hubertus war ihr Fels in der Brandung. Groß, stark, stattlich. Architekt und Gitarrist in einer Beat-Band. „Ich habe ihn so geliebt. Er war mein Ein und Alles“, sagt sie. Mit 65 Jahren begann er Namen zu vergessen, Worte zu verwechseln. Er verstand nicht, was mit ihm geschah. Was er plötzlich für ein Problem hatte. Die Diagnose lautete schwere Demenz. Für Veronika Tilmann stand fest: „Solange ich lebe, kommt mein Mann in kein Heim.“ Zehn lange Jahre hat sie ihn gepflegt. Es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger. Irgendwann erkannte er auch sie nicht mehr. Er litt an Nierenversagen und war inkontinent. „Er ist nachts ohne Pantoffeln einfach ausgerissen. Es war der Horror“, beschreibt seine Frau die letzten Monate. Sie wollte immer stark sein. Hat ihre Tränen vor ihm verborgen. „Doch irgendwann konnte ich nicht mehr!“ Auf Drängen der Kinder zogen die Tilmanns ins Bürgerspital. Hubertus wollte nur noch schlafen, blieb den ganzen Tag im Bett. „Dass er dann sterben durfte, dafür bin ich dankbar.“

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„Jeden Morgen aufstehen können und mich selbst versorgen, dafür bin ich dankbar - und, dass ich geistig noch zu gebrauchen bin.“

Hedwig Pelzel, 88 Jahre, Schneiderin

Hedwig Pelzel hat sich gemütlich eingerichtet. Es sind die kleinen Erinnerungen, die sie ehrt und an denen sie sich noch erfreut. Jene kleinen Dinge, die ihr Leben bereichert haben - weil sie ihr eine große Freude sind. Das orangefarbene, selbst gehäkelte Täschchen für ihre Taschentücher oder das Bild, auf dem sie in ihrem ersten selbst genähten Kleid am Weihnachtsbaum steht. Handarbeiten sind nicht nur zeitlebens ihre Leidenschaft gewesen, sie hat das Schneidern auch zu ihrem Beruf gemacht. „Die Zeit, in der ich selbstständig war, war ganz wunderbar“, sagt sie voller Dankbarkeit. Dass sie heute mit ihren 88 Jahren noch so gesund ist und sich selbst versorgen kann - dafür ist sie sehr dankbar. „Das Höchste ist, dass ich geistig noch zu gebrauchen bin“, sagt sie lachend und nimmt ihre Häkelnadel. Mit dem passenden Lamee-Garn soll das silberne Sternendeckchen bis Weihnachten fertig werden.

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„Ich bin dankbar, dass ich meine Krankheit gut überstanden und noch all meine Sinne beisammen habe."
Eine 78-jährige Bewohnerin

Ein Tumor in ihrem Kopf drückte auf den Sehnerv. „Ich hätte blind werden können“, sagt die Frau, die gerne anonym bleiben möchte. Mit der Diagnose stand für sie fest: „Dann muss ich mich eben operieren lassen.“ Angst vor der Operation hatte sie nicht. „Ich wollte schließlich nicht blind werden, also habe ich nicht lange darüber nachgedacht.“ Was sein muss, muss sein. So war das in ihrem Leben immer. Als Flüchtlingskind und mit elf Geschwistern musste sie in vielen Situationen stark sein und konnte nicht immer machen, wonach ihr der Sinn stand. Doch wer viel erlebt und durchgemacht hat, wird weise. Sie sagt: „Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man das auch.“ In ihrem Zimmer zeugen Bilder, wie der „arme Poet“ von Carl Spitzweg, ein Familienstammbaum und Fotos aus ihrer Kindheit, die sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zeigen, von der Nähe und Kraft, die sie immer aus der Familie geschöpft hat.

Dankbarkeit - das Jahresthema 2020 im Zentrum für Senioren „Dank und Liebe sind die großen Mächte der Welt.“

Dankbarkeit ist ein Wert, der gerade in einer schnelllebigen Welt leider viel zu kurz kommt. Das Zentrum für Senioren der Sozialstiftung Bamberg hat sich in diesem Jahr 2020 auf besondere Weise mit dem Thema „Dankbarkeit“ auseinandergesetzt. Beim Lesen und Betrachten der Wanderausstellung bekommen Sie einen Einblick, wie sich Dankbarkeit in unterschiedlichster Form im Leben von Menschen zeigen kann. Kleine und große Schätze, die berühren und zeigen, welche Auswirkungen gelebte Dankbarkeit bis ins hohe Alter haben kann.

Neben den hier ausgestellten „dankbaren Episoden“ aus dem Leben von Bewohnern des Zentrums für Senioren fanden weitere Aktionen zu diesem Thema statt. Ein Beispiel dafür ist das Mitarbeiter-Dankeschön: Es gab Raum dafür, dass Mitarbeiter ihren Kollegen für deren besondere und individuelle Art in ihrem Arbeitsumfeld Danke sagen konnten. Zu Lesen war das auf einer monatlich neu gestalteten Stellwand im Eingangsbereich des Zentrums für Senioren. Um den Mitarbeiter mit allen Sinnen wahrzunehmen, konnte man dessen Lieblingsduft, Lieblingsfarbe und die Lieblingssüßigkeit kennen lernen. Dankbarkeit kennt keine Sprachbarriere: „Dankbarkeit“ spiegelte sich in visualisierten Botschaften, in allen Sprachen und in allen Bereichen in der Einrichtung wider.

„Die dankbaren Menschen geben den anderen Kraft zum Guten.“ Albert Schweitzer

Hat Ihnen heute schon jemand gedankt? Haben Sie heute schon zu jemandem Danke gesagt?
Wenn wir uns bei jemanden bedanken, dann weil wir Wertschätzung empfinden. Wir wollen unserem Gegenüber zeigen, dass wir ihm dankbar sind für etwas. Manchmal sind es große Taten, manchmal sind es Kleinigkeiten, die unser Leben einfacher machen oder es dadurch verschönern. In der Hektik des Alltags vergessen wir leider manchmal, wie wichtig ein so kleines Wort ist, und welche positive Auswirkung es mit sich bringen kann.
Dankbar übernehmen wir die Idee einer Bewohnerin, um das Gefühl der Dankbarkeit greifbar zu machen:
"Stecke am Morgen fünf Dominosteine in deine linke Hosentasche. Und immer wenn Du für etwas dankbar bist, nimm einen und stecke ihn in die rechte Seite. Am Ende des Tages wirst Du überrascht sein."