„Die Versorgung von sehr unreifen Frühgeborenen mit extrem hohem Risiko sicherstellen und gleichzeitig die wohnortnahe Behandlung von Müttern und Kindern in der Region Nordfranken ermöglichen“, dieses Ziel verfolgen die Kliniken des Verbund-Perinatalzentrums Nordfranken in Bamberg, Bayreuth, Schweinfurt und Coburg mit einer nun unterzeichneten Kooperationsvereinbarung. Der rund einjährige Entstehungsprozess wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention sowie von den Krankenkassen fachlich begleitet.
Nach dem Motto „mehr Qualität statt Quantität“ sollen werdende Mütter laut eines Be-schlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) künftig ausschließlich an hoch spe-zialisierten Orten versorgt werden. Aus diesem Grund sah sich das im November 2011 gegründete überregionale Verbund-Perinatalzentrum Nordfranken veranlasst, ab dem kommenden Jahr seine Strukturen anzupassen.
Aufgrund neuer Richtlinien, die seit Januar 2024 gelten, müssen Perinatalzentren mit dem höchsten Versorgungsgrad „Level I“ pro Jahr mindestens 25 Frühgeborene unter 1.250 Gramm versorgen. Diese Menge hatten die vier Kliniken des Verbundes zuletzt nicht oder nur knapp erreicht und deshalb entschieden, die Versorgung von extrem Früh-geborenen innerhalb des Verbundes neu zu strukturieren.
„Für uns gilt es, die perinatologische und neonatologische Versorgung in Oberfranken und im nordöstlichen Unterfranken zu erhalten und die heimatnahe Behandlung von Schwange-ren mit drohender Frühgeburt sowie von extrem kleinen Frühgeborenen weiterhin mit hoher Qualität zu gewährleisten“, so die Geschäftsführer der Standorte Bamberg, Bay-reuth, Schweinfurt und Coburg. Deshalb werden extrem Frühgeborene mit einem Ge-burtsgewicht von weniger als 1.250 Gramm nur noch an den Level I-Standorten Bamberg und Bayreuth versorgt. Das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt und das Klinikum Coburg behalten zwar den Level I-Status, nehmen aber nicht mehr an der Versorgung ext-rem Frühgeborener teil. Die Versorgung von Risikoschwangerschaften ist und bleibt an jedem Standort sichergestellt.
Die Aufnahme von Schwangeren in Bamberg oder Bayreuth erfolgt, wenn das Geburtsge-wicht des Frühgeborenen auf unter 1.250 Gramm geschätzt wird, eine Mehrlingsschwan-gerschaft mit drei oder mehr Kindern vorliegt oder nach der Geburt eine unmittelbare spezialisierte intensivmedizinische Versorgung des Neugeborenen absehbar notwendig ist. Liegt das geschätzte Geburtsgewicht des Frühgeborenen zwischen 1.250 und 1.499 Gramm, kann die Schwangere an allen vier Standorten versorgt werden.
Je nach medizinischer Notwendigkeit und medizinischer Vertretbarkeit kann es somit auch zu Patientenverlegungen innerhalb des Verbund-Perinatalzentrums Nordfranken kommen. Um Risiken zu vermeiden, werden Verlegungen von Schwangeren stets mög-lichst vor der Geburt erfolgen.
Lässt sich die Geburt eines Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.250 Gramm in Coburg und Schweinfurt jedoch nicht verhindern, werden die behandelnden Ärzte unter sorgfältiger Abwägung der Risiken entscheiden, ob eine Verlegung des Frühgeborenen nach Bamberg oder Bayreuth infrage kommt. Wurde ein Frühgeborenes aufgrund seines Geburtsgewichts nach Bamberg oder Bayreuth verlegt, kann es – sobald das Frühgeborene stabiler ist und die entsprechenden Kriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses erfüllt sind – wieder in das heimatnahe Perinatalzentrum zurückverlegt werden. Damit soll die eventuell aus der größeren räumlichen Distanz resultierende Belastung für die Familie so gering wie möglich gehalten werden.
Alle Standorte verfügen grundsätzlich über Möglichkeiten, Eltern von Frühgeborenen in unmittelbarer Nähe ihrer Kinder mit aufzunehmen und so eine frühzeitige Bindung zu fördern. Sobald eine ausreichende Stabilisierung der kleinen Patienten erreicht wurde, kann dies auch in sogenannten Rooming-in-Zimmern erfolgen.
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