Bei bestimmten Erkrankungen reicht eine konventionell dosierte (Immuno-) Chemotherapie nicht aus, um den Patienten zu heilen oder ihm zumindestens ein möglichst langes Überleben zu sichern. Dann wird eine hochdosierte Chemotherapie durchgeführt und dem Patienten nach der Gabe der Chemotherapie seine eigenen Blutstammzellen zugeführt, damit sich seine Blutbildungrascher von der Hochdosischemotherapie. Das nennt man eine autologe Stammzelltransplantation.
Bei der autologen Stammzellentransplantation dienen dem Patienten die eigenen Stammzellen für die Bildung neuer und gesunder Blutzellen in Anschluss an eine Hochdosischemotherapie. Es wird somit kein Spender benötigt, sondern es können die körpereigenen Stammzellen des Patienten dafür genutzt werden. Dafür werden den Patienten vor Beginn der Hochdosischemotherapie Blutstammzellen entnommen, tiefgefroren und eingelagert. 48 Stunden nach Ende der Hochdosischemotherapie werden diese Stammzellen wieder aufgetaut und dem Patienten über eine Infusion zurückgegeben. Von dort aus suchen sie sich ihren Weg zurück ins Knochenmark und beginnen wieder neue Blutzellen zu bilden.
Die hochdosierte Chemotherapie dafür sorgt, dass alle Tumorzellen im Körper tatsächlich abgetötet werden, gleichzeitig wird dabei aber auch das gesamte Knochenmark zerstört. Die nachfolgende Rückgabe der eigenen Stammzellen sorgt dafür, dass wieder neue Blutzellen gebildet werden können.
Durch die Rückgabe der Stammzellen mittels Bluttransfusion lässt sich die Aplasiedauer deutlich reduzieren und die Wirksamkeit der Hochdosischemotherapie optimal nutzen. Die Behandlungsmethode eignet sich für die Therapie von Multiplen Myelom, Lymphomen in bestimmten Situationen und bei akuten Leukämien, falls eine Transplantation nötig ist und eine allogene Transplantation nicht durchgeführt werden kann.
Bevor sich unsere Patienten jedoch für die autologe Stammzelltransplantation entscheiden, werden sie ausführlich und kompetent beraten.
Die Hochdosistherapie mit Stammzelltransplantation kann nur von einer Spezialabteilung mit entsprechender Ausstattung und qualifiziertem Personal geleistet werden. Mit der Station 13 A/B haben wir bei uns an der Medizinischen Klinik V eine solche Abteilung geschaffen.
Sie verfügt über mehrere modernste Reinräume mit steril gefilterter Luft. Die Station befindet sich im obersten Stock unseres Klinikums und ermöglicht den Patienten dank großflächiger Fenster einen schönen Überblick über den umliegenden Bruderwald.
Zur optimalen Unterstützung unserer Patienten stehen neben Ärzten und Pflegepersonal viele weitere Spezialisten zur Verfügung. Dazu gehören Physiotherapeuten, Psychoonkologen und Schmerztherapeuten. In den Zimmer befinden sich eigene Trainingsgeräte, sodass die Patienten auch während der Isolationsphase körperlich, soweit es ihnen möglich ist, aktiv werden können. Durch ein individuell abgestimmtes Training mit unseren Physiotherapeuten kann so der Kreislauf im Schwung gehalten und aktiv gegen den Muskelabbau vorgebeugt werden kann.
Wir bieten das innovative Verfahren der allogenen Stammenzellentransplantation in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Erlangen an.
Die hohe Qualität unserer Arbeit wurde von externen Experten der Deutschen Krebsgesellschaft bestätigt: Wir sind zertifiziertes Zentrum für hämatologische Neoplasien (HAEZ) der DKG.
Die Methode der autologen Blutstammzellentransplantation hat sich vor allem bei Lymphomen und Plasmazellerkrankungen (Multiples Myelom oder Plasmozytom) als besonders erfolgsversprechend erwiesen.
Blutstammzellen befinden sich nicht nur im Knochenmark, sondern auch im zirkulierenden Blut. Daher können die Stammzellen in den meisten Fällen direkt aus dem Blut des Patienten gewonnen werden. Die Entnahme der Stammzellen aus dem Blut kann ohne Vollnarkose und ambulant ähnlich einer Blutspende durchgeführt werden. Vor der Spende erhält der Patient für einige Tage ein Wachstumsfaktor (G-CSF) gespritzt, das die Ausschwemmung der Stammzellen ins Blut fördert. Anschließend wird in einer Art Blutwäsche die Stammzellen mit Hilfe spezieller Zentrifugen aus dem Venenblut des Patienten gesammelt, aufbereitet und konserviert. Abhängig von der Menge an Stammzellen, die pro Spende gewonnen werden können, wird der Vorgang der Leukapharese 1 bis in selten Fällen bis zu 6x durchgeführt.
Die meisten Nebenwirkungen sind durch die hochdosierte Chemotherapie bedingt. Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Durchfall, Haarausfall, Hautreizungen und vor allem auch Schleimhautreizungen und -entzündungen können dazu gehören. In der nachfolgenden sog. „Aplasiezeit“, in der wenig oder keine Abwehrkräfte vorhanden sind, sind Sie besonders anfällig für Infektionen. Deshalb werden Sie stationär überwacht. Darüber hinaus unterstützen wir die Infektprophylaxe medikamentös als auch durch Bewegung. Sie werden von unseren Physiotherapeuten in die Benutzung eines Home Trainers eingewiesen.
Die Durchführung der Hochdosischemotherapie und Stammzellentransplantation verlangt meist einen stationären Aufenthalt von ca. 3 Wochen. Zuvor wird nach einer Mobilisierungschemotherapie die Stammzellenentnahme aus dem Blut des Patienten in Kooperation mit der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen durchgeführt. Nur für wenige Tage werden die Stammzellen ins Blut ausgeschwemmt und können abgesammelt werden.
Wenige Wochen danach beginnt die stationäre Behandlung mit der Hochdosischemotherapie. Nach einem Pausentag werden dem Patienten die zuvor entnommenen Stammzellen wieder mittels Infusion rückgeführt. Nach diesem Prozess folgt 7-10 Tage die sogenannte Aplasiephase, in der sich wieder neue Blutzellen bilden. In dieser Phase der Neubildung fühlen sich viele Patienten körperlich geschwächt. Auch die Immunabwehr ist in dieser Phase sehr herabgesetzt, sodass die Patienten sehr sorgfältig vor Infektionen geschützt werden müssen. Auf unserer speziell ausgestatteten Station 13 A/B sind unsere Patienten in mehreren modernsten Reinräumen mit steril gefilterter Luft bestmöglich geschützt und können sich von der Behandlung erholen. Erst wenn die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) einen kritischen Wert von 1.000/µl übersteigen, endet diese Phase. In der Engraftment-Phase wachsen die neuen Stammzellen an und der Körper regeneriert sich.
Während der Behandlung sollten Sie auf leicht verdauliche und hochkalorische Ernährung achten, da Ihr Körper Energie und Nährstoffe zur Regeneration benötigt. Sie müssen keine spezielle Diät einhalten, sollten aber Lebensmittel mit erhöhter Keimgefahr meiden, etwa rohe Produkte wie Rohmilchkäse, Rohschinken, Salami, Blattsalate, rohe Eier, Mayonnaise, rohes Fleisch oder Fisch usw.
Wenn Sie kaum Nahrung zu sich nehmen können, ernähren wir Sie vorübergehend über die Vene.