Im Vergleich zu den Anfangszeiten der Pathologie nimmt die innere Leichenschau (auch Obduktion, Autopsie oder Sektion genannt) nur noch einen geringen Raum ein. Mittlerweile entfallen in allen Instituten für Pathologie weniger als ein Prozent der Untersuchungen auf eine Obduktion.
Trotzdem ist die Obduktion auch heutzutage unverzichtbar: Sie ist die letzte ärztliche Leistung an einem Patienten und muss deshalb mit größtmöglicher Sorgfalt durchgeführt werden. Pietät und Ethik werden dabei nicht verletzt, keine der üblichen Zeremonien (z. B. Aufbahrung des Leichnams) wird eingeschränkt oder verhindert. Es bestehen auch keine religiösen Bedenken: Die christlichen Konfessionen, die jüdische Religion und auch der Islam haben – wenn auch zum Teil mit Einschränkungen – keine Einwände gegen die Obduktion.
Nach wie vor ist die Obduktion die Diagnostik mit der höchsten Effizienz. Dies ist gerade im Zeitalter der Qualitätssicherung besonders wichtig. Wie keine andere naturwissenschaftliche Methode zeigt die Obduktion die Besonderheiten eines Individuums.
Sie nützt uns allen, weil die aus jeder Obduktion gewonnenen Erkenntnisse immer dem nächsten Kranken zugutekommen. In vielen Fällen nützt sie auch den Angehörigen, den Ärzten und den Studierenden an den Universitäten. In geringerem Maße profitiert auch die Wissenschaft und die Gemeinschaft von den Erkenntnissen, beispielsweise bei statistischen Fragen zu Krankheitsverteilungen (Epidemiologie) oder Todesursachen.
Für die Angehörigen endet mit dem Tod auch die ärztliche Behandlung. Die Krankheit muss aber auch für den ärztlichen Dienst abgeschlossen werden. Bei bestimmten Krankheiten möchte man deshalb über eine Obduktion möglicherweise nötige Konsequenzen für Angehörige oder nächste Patienten ableiten. Dazu gehört z. B. die Desinfektion bei einer unvermutet aufgetretenen ansteckenden Krankheit (wie Tuberkulose). Sie kann aber auch zur Bestimmung von Erbkrankheiten und deren Vorbedingungen oder bei Rentenfragen und Nachlassregelungen hilfreich sein.
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