Bei einer immunhistochemischen Untersuchung handelt es sich um eine Methode, die seit Mitte der Achtziger Jahre zunehmende Verbreitung gefunden hat. Dabei können bestimmte Eigenschaften von Tumoren und Gewebe mithilfe von markierten Antikörpern sichtbar gemacht werden. Vereinfacht gesagt dient diese Untersuchungsmethode der Erkennung und Einteilung von Tumorzellen. Sie ermöglicht zum Beispiel, dass man Tochtergeschwülste eines Magen- oder Lungenkrebses sicher von Tochtergeschwülsten eines bösartigen Lymphknotenkrebses unterscheiden kann.
Diese Methode ist besonders bei der Untersuchung bösartiger Tumore von großer Bedeutung. Sie liefert verlässliche Aussagen zum Grad der Bösartigkeit und zur Prognose eines Tumors. Somit hat die Immunhistochemie auch einen großen Einfluss auf die Therapieplanung.
Als Beispiel sei der Nachweis von Rezeptoren für weibliche Geschlechtshormone (Östrogen und Progesteron) in Brustkrebszellen genannt.
Sofern die Tumorzellen Bindungsstellen für Östrogene und Progesteron enthalten, ist es sinnvoll, die Patienten mit Gegenspielern zu weiblichen Geschlechtshormonen zu behandeln. Durch eine Blockade der Bindungsstellen für Östrogen und Progesteron wird das Wachstum von Tumorzellen unterbunden oder zumindest verlangsamt. Positiver Begleiteffekt dieser Untersuchung ist, dass Patientinnen mit einem rezeptorpositiven Brustkrebs eine hoch signifikant bessere Überlebensrate haben als Patientinnen ohne Rezeptornachweis im Brustkrebs.
In manchen Fällen werden auch Tumore untersucht, die derartig „wild“ wachsen, dass keine sichere Aussage zum Ausgangsort und Art des Tumors mehr möglich ist. Durch immunhistochemische Methoden können die Tumoren jedoch in der Regel immer klassifiziert werden, so können wir sicher Tochtergeschwülste eines Magenkrebses, Lungenkrebses etc. von Tochtergeschwülsten eines bösartigen Lymphknotenkrebses unterscheiden. Diese Unterscheidung ist auch therapeutisch ungeheuer wichtig. Krebserkrankungen der Lymphknoten können prinzipiell mit Chemotherapie (Zytostatika) gut therapiert werden, so dass in manchen Fällen vollständige Heilungen oder Teilerfolge erzielt werden, nach denen die Patienten noch mehrere Jahre gut überleben können. Handelt es sich dagegen um Tochtergeschwülste von Krebserkrankungen des Magens, der Lunge etc., so müssen andere Medikamente gewählt werden, um dem Patienten noch helfen zu können.
Wie hoch sensitiv immunhistochemische Methoden sind, zeigt die Detektion disseminierter Tumorzellen im Knochenmark (minimal residual cancer). Hierbei wird bei Krebspatienten unmittelbar vor der Krebsoperation das Knochenmark punktiert. Die gewonnenen Zellen werden dann mit Antikörpern untersucht, dadurch ist es möglich eine einzige Tumorzelle unter mehreren Millionen gezielt mit Antikörpern und zugehörigem Farbstoff zu markieren und im Mikroskop darzustellen. Wir haben diese sehr neue Methode seit Anfang 1998 als eines der ersten Institute in Bayern als Routineuntersuchung etabliert. Wissenschaftliche Studien haben inzwischen gezeigt, dass bereits der Nachweis einer einzelnen Tumorzelle unter mehreren Millionen anderer Zellen des Knochenmarkes einen wichtigen und eigenständigen Faktor für die Prognose des Tumorleidens darstellt.
In den letzten Jahren hat mit der Einführung der sog. Checkpoint-Inhibitoren in der Therapie von Krebserkrankungen ein neues Zeitalter begonnen. Die Checkpoint-Inhibitoren markieren den Beginn einer neuen Ära in der Medizin, da körpereigene Immunzellen zur Zerstörung von Tumorzellen eingesetzt werden. Jahrzehnte wurde zu diesem Thema geforscht, die erst heute verfügbaren molekularbiologischen Untersuchungsmethoden verhalfen zum Durchbruch. Normalerweise würden spezialisierte Lymphozyten (T-Lymphozyten), die auf die Zerstörung von Tumoren ausgerichtet sind, die Entwicklung und das Wachstum von Krebsgewebe verhindern. Doch diese T-Lymphozyten können aus folgendem Grund nicht aktiv werden: Bestimmte Tumoren, wie z.B. malignes Melanom aktivieren einen "immunologischen Checkpoint" (der normalerweise Überreaktionen und Fehlreaktionen bei der Infektabwehr verhindert) und schützen sich so vor Angriff und Zerstörung.
MIt neu entwickelten Medikamenten kann diese Bremse gelöst werden und die T-Lymphozyten können zum Angriff übergehen. Für diese Form der Therapie sind vorzugsweise Krebsarten geeignet, bei denen das Erbgut stark geschädigt ist, d.h. zahlreiche Mutationen aufweisen (z. B. Hautkrebs nach UV-Strahlung, malignes Melanom, Lungenkrebs nach Zigarettenrauchen, Harnblasenkrebs und Darmkrebs mit Mikrosatelliteninstabilität).
Patienten, deren Tumore für diese moderne Therapie geeignet sind, lassen sich sehr einfach, schnell und zuverlässig durch immunhistochemische Untersuchungen am Tumorgewebe herausfinden (z. B. Nachweis von PD-L1, Proteine von DNA-Reparaturgenen).
Die Beschäftigung mit den Tumorarten, die ein Checkpoint-Therapie zugängig sind, hat im Bamberger Institut für Pathologie bereits eine lange Tradition. Mitte der 90iger Jahre haben sich Prof. Seitz und Kollegen bereits mit Mutationen und anderweitigen Defekten in den DNA-Reparaturgenen des Colon-Carcinoms beschäftigt und die wissenschaftlichen Arbeiten wurden 1996 mit dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie in Bayern ausgezeichnet. Da war es naheliegend, dass in den letzten Jahren sehr früh auch andere Untersuchungen (z. B. PD-L1) zur Planung einer zielgerichteten immunonkologischen Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren im Institut eingeführt wurden.
Der prominenteste Patient für diese Krebstherapie ist im Übrigen der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, bei dem im Alter von 91 Jahren ein weit fortgeschrittenes malignes Melanom mit Metastasen in verschiedenen Organen (unter anderem Gehirn) innerhalb weniger Monate vollständig nach Therapiebeginn verschwunden war!
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